In der Peiner Südstadt soll in Kürze ein neues Senioren- und Pflegeheim gebaut werden. Ein weiteres entsteht an der Woltorfer Straße. Wenn man sich die Computergrafiken der neuen Heime anschaut, so hat man den Eindruck, dass die Stadt Peine die Ansiedlung von Alten- und Pflegeheimen vornehmlich unter städtebaulichen und -gestalterischen Aspekten betreibt. Denn baulich tragen die Heime sehr zur Aufwertung ihrer jeweiligen Umgebung bei. Die Schaffung von Arbeitsplätzen dürfte, wie bei vielen anderen Kommunen auch, als ein weiterer Grund für die Ansiedlung ins Feld geführt werden. Und natürlich die demographische Entwicklung.
Hingegen spielt der Bedarf an Heimplätzen offensichtlich keine Rolle. Denn zum 01.01.2014 lag die Auslastung der 11 Pflegeheime in der Stadt Peine bei 80,5%. Hinzu kommt die Fachkräfteproblematik; Besetzungsschwierigkeiten gibt es schon jetzt bei Fach- und Hilfskräften. Nicht zu unterschätzen ist auch die betriebswirtschaftliche Seite. Bei Vergütungsverhandlungen wird in der Regel mit einer Auslastung von 98% kalkuliert.
Ein Überangebot an Pflegeplätzen führt zu einem u.U. ruinösen Wettbewerb um niedrige Kosten und zugleich zu einem Kampf um die nicht in ausreichender Zahl vorhandenen Fachkräfte, letztlich zu Lasten der Qualität und damit zu Lasten der Bewohner.
Nicht berücksichtigt bei dem Bau von weiteren Heimen wird, dass der Landkreis dem Leitmotiv „ambulant vor stationär“ folgt. Unberücksichtigt bleibt auch, dass die meisten Menschen im Alter in ihren eigenen 4 Wänden und in ihrem Wohnumfeld bleiben wollen.
Notwendig wären deutlich mehr Impulse für einen altersgerechten Wohnungsmarkt, barrierearme Wohnungen, in denen Menschen auch ambulant zu Hause gepflegt werden können. Der Einfluss über die Wohnungsbaugesellschaft Peiner Heimstätte wäre hier durchaus gegeben. Notwendig wären Impulse für generationenübergreifende Wohnprojekte, Mehrgenerationenhäuser, Alten-WG’s, ambulante Wohnpflegegruppen und auf Nachbarschaftshilfe und Gegenseitigkeit basierende Netzwerke. Beispiele dafür gibt es, Konzepte auch. Schon seit etlichen Jahren regt das Niedersachsenbüro „Neues Wohnen im Alter“ an, bedarfsgerechte, quartiersbezogene Unterstützungsnetzwerke und Wohnungsangebote für das selbstbestimmte und selbständige Wohnen älterer Menschen zu entwickeln.
Eine durch den demographischen Wandel hervorgebrachte Aufgabe ist es, eine Gesellschaft zu organisieren, die mit weniger Profis auskommt und dafür auf bürgerschaftliches Engagement setzt. Zugespitzt heißt das: eine Stadt, ein Landkreis, der diesen Reichtum hebt, ist reicher als eine Kommune, die den weiteren Ausbau von Heimen fördert.