„Am Ende des Tunnels“. Das Foto ziert das Plakat zur Ausstellung „Wege aus der Depression“. Die Fotografin schreibt dazu: Das Bild symbolisiert, dass die Zeit der Depression wie ein langer enger Tunnel wirkt. Es gibt keine Wege rechts und links davon. Dies zeigen auf dem Foto die doch recht scharfen Abgrenzungen und Linien. Doch irgendwann gelangt man an den Punkt, an dem man sich bewusst wird, dass es auch ein Leben nach der Depression gibt. Man steckt weiterhin in diesem Tunnel, aber mit Blick und Gedanken an das Leben danach. Was auf diesem Foto die Helligkeit, die Schatten, der Himmel und die Bäume symbolisieren. Dass die Bäume kahl sind, symbolisiert, dass man zwar weiß, dass es ein Leben nach der Depression gibt, aber noch keine klare und bunte Vorstellung davon hat bzw. haben kann.
Die Ausstellung findet vom 20. September bis zum 4. Oktober im Peiner Kreismuseum statt. Museum und Depression – passt das überhaupt zusammen? Es passt gut. Das Verbindungsmoment sind die Künstler. Viele Maler, Schriftsteller und Komponisten waren depressiv. Besonders manisch depressiven Künstlern schreibt man große Schaffenskraft und Kreativität zu. Was wir heute Depression nennen, bezeichnete man über viele Jahrhunderte als Melancholie. Unter dieser Prämisse gelten Komponisten wie Franz Liszt, Maler wie Albrecht Dürer und Pablo Picasso oder Schriftsteller wie Wilhelm Busch als depressiv. Auch Friedrich von Schiller und William Shakespeare hatten depressive Phasen. Die Liste ließe sich problemlos fortsetzen.
Man sieht, zu welchen Leistungen psychisch kranke Persönlichkeiten fähig sind. Ohne pathetisch zu werden, kann man sagen, ohne sie wäre die Menschheit, das Menschsein, wären auch wir ärmer. Psychisch kranke zu stigmatisieren ist der falsche Weg, nicht nur, wenn man deren Leistungen sieht. Es ist heute vielfach noch ein Tabu darüber zu reden. Es wird als Zeichen der Schwäche angesehen, als Makel. Aber es ist gerade ein Zeichen von Stärke, zu seinen Schwächen zu stehen. Das ist der erste Schritt zur Gesundung. Das gilt auch für die Menschen, die hinter den Fotos dieser Ausstellung stehen. Die Auseinandersetzung mit der Krankheit, das Fotografieren, sind erste Schritte zur Gesundung. Nicht umsonst trägt die Ausstellung den Titel „Wege aus der Depression“.
Wer sich die Fotos ansieht, entdeckt immer wieder ähnliche Symbole. Von Menschen, die sich zuvor abgekapselt und soziale Kontakte gemieden haben, sich sprichwörtlich die Decke über den Kopf gezogen haben, kommen Bilder, die den Weg vom Dunkeln ins Licht darstellen. Immer wieder zeigt sich auch, dass Natur Kraft und Tiere Halt geben können.
Fotografieren ist ebenso wie Malen ein Schritt aus der Depression. Von daher passt es gut, dass die Wanderausstellung durch Bilder der Arcus Malgruppe ergänzt wird. Dadurch wird der Bogen zum Peiner Land geschlagen.
Die Ausstellung transportiert zugleich drei Kernsätze zum Thema Depression:
Depression kann jeden treffen
Depression ist eine Volkskrankheit, von der in Deutschland mehr als 4 Millionen Menschen betroffen sind.
Depression hat viele Gesichter
Depressionen sind oft schwer zu erkennen, denn sie treten mit vielen unterschiedlichen Symptomen auf und werden häufig überdeckt von körperlichen Krankheitsanzeichen.
Depression ist erfolgreich behandelbar
Depressionen sind entgegen aller Vorurteile gut zu behandeln.
Insofern knüpft die Ausstellung mit ihrem Titel daran an: „Wege aus der Depression“; sie will erkrankten Menschen Mut machen und alle anderen zur Auseinandersetzung mit dem Thema Depression einladen. Für das Peiner „Bündnis gegen Depression“ ist sie einer von mehreren Bausteinen, das Thema in der Öffentlichkeit zu transportieren, darüber zu kommunizieren und dafür zu sensibilisieren.