Oh, wie schön ist Panama

„Oh, wie schön ist Panama“ ist eine illustrierte Kindergeschichte von Janosch; sie erzählt, wie der kleine Tiger und der kleine Bär nach Panama reisen, in das Land ihrer Träume.

Oh, wie schön ist Panama werden sich wohl auch all diejenigen gedacht haben, die dort ihr Geld und ihr Vermögen in Briefkastenfirmen verstecken. 214.000 Briefkastenfirmen sind durch die Panama Leaks bekannt geworden. Die Liste der prominenten Geschäftsleute, Politiker und Sportler ist lang; die Mafia, Bordellbetreiber und die Drogenbosse Mexikos waschen ihr Geld dort. Zu den bekannt gewordenen Namen gehören u.a. Fifa Präsident Gianni Infantino, Nico Rosberg, Lionel Messi, Petro Poroschenko, der isländische Premier Gunnlaugsson, der Cellist und Berater Putins Sergej Roldugin, die ehemaligen Premiers von Georgien, Guinea, Ägypten, Sudan, insgesamt 12 Regierungschefs und 128 weitere Politiker. Auch 28 deutsche Banken sind involviert; sie haben 15.600 panamaische Briefkästen an ihre Kunden vermittelt. Panama ist (nur) ein Symptom für Geldwäsche und Steuerhinterziehung, auch wenn nicht jeder Briefkasten illegal sein muss und sich manches in den Grauzonen des Rechts abspielt. Ebenfalls Offshore-Paradiese sind die Cayman Islands, die Jungferninseln, Bermuda und Jersey. Auch der amerikanische Bundesstaat Delaware ist so ein Steuerparadies. Dort unterhalten übrigens die Präsidentschaftsbewerber Hillary Clinton und Donald Trump Firmensitze.

Briefkastenfirmen können sich nur die Reichen und Mächtigen leisten. Kleinanleger wird man dort vergebens suchen. Der Schaden, der durch die Panama Papers in der Öffentlichkeit entstanden ist, ist immens. Das Vertrauen in Institutionen und Eliten ist dadurch weiter erschüttert. Eine privilegierte Oberschicht hat sich aus purem Egoismus von jeglicher Verantwortung für das Gemeinwohl verabschiedet. Es entsteht ja nicht nur finanzieller Schaden, indem Gelder in Milliardenhöhe dem Staat entzogen werden, die gut für die Infrastruktur eines Landes einsetzbar wären, sondern ein Teil der Eliten entsolidarisiert sich von dem Rest der Bevölkerung und trägt damit ebenso zur Spaltung einer Gesellschaft bei wie diejenigen, die die Wut gegen die da oben schüren. Demokratie wird auf diese Weise finanziell, politisch und moralisch untergraben.

Nun will Bundesfinanzminister Schäuble im Kampf gegen Briefkastenfirmen die Steuergesetze in Deutschland massiv verschärfen. Schäuble will eine Meldepflicht für Briefkastenfirmen einführen und dazu bei Banken abfragen, welche Kunden Briefkastenfirmen besitzen. Zudem soll bei Steuerhinterziehung das Strafrecht verschärft werden.

In der Geschichte vom kleinen Tiger und kleinen Bär kommen die beiden schließlich wieder in ihrem alten Zuhause an. Sie waren im Kreis gelaufen. Da sich einiges in der Zwischenzeit verändert hat, erkennen sie ihr ursprüngliches Zuhause nicht. Sie finden einen Wegweiser mit der Aufschrift „Panama“ und glauben deshalb, dass sie tatsächlich an ihrem Ziel angekommen sind. Es macht sie glücklich, endlich im Land ihrer Träume zu sein.

Ob die Zwangsbeglückung á la Schäuble wohl auch so funktioniert?

 

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